PATRICK KAPPELER

Als ich das Abstimmungsresultat sah, wusste ich, jetzt musst Du in den Widerstand! Auslöser waren drei Volksinitiativen, die die Schweizer Stimmbürger:innen im Juni 2021 mit einer klaren Mehrheit versenkten: Die Volksinitiative für sauberes Trinkwasser und gesunde Nahrung, die Volksinitiative «Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide» und last but not least das neue CO2-Gesetz. Ich war einfach sprachlos und entsetzt, dass eine Mehrheit der Bürger:innen eine nachhaltige Zukunft nicht besonders erstrebenswert fand und am Status Quo im Sinne von “nach uns die Sintflut” eisern festhalten wollte.

Nach meinem ersten Zorn über diese “Verweigerer und Zukunftszerstörer” traf mich die Erkenntnis: Unsere Politiker, Behörden, Organisationen, Wissenschaftler, etc. hatten es ehrlicherweise versäumt (und versäumen es immer noch!) diesen Menschen den notwendigen Wandel als attraktives Gewinn- und nicht als Verzichts- und Verlustszenario zu erzählen. Stattdessen warfen sie wild mit Zahlen, Daten und Fakten um sich und erklärten jeden, der ihre logischen Schlussfolgerungen nicht verstand, entweder als ignorant, rückständig, konsumwütig, konservativ oder hedonistisch – genauso, wie ich es getan hatte. Das war der Moment, in dem ich erkannte, wir müssen dringend andere Geschichten erzählen, um Menschen an der Abstimmungsurne, aber auch in ihrem privaten und beruflichen Handeln zu einem anderen Verhalten zu inspirieren. Die Logik der Nachhaltigkeit und des notwendigen Wandels erzählt sich eben nicht alleine und schon gar nicht über Zahlendrescherei. Wir brauchen dringend neue Erzählungen und Narrative! Und wir müssen Menschen, Organisationen und Unternehmen darin schulen, den Wandel immer und immer wieder attraktiv und verführerisch zu erzählen, damit Verlustszenarien und Sündenbocknarrative (das N1. Propagandainstrument restaurativ-konservativer Kräfte) ihren Zulauf verlieren. Das war die Geburtsstunde der “Verschwörung [für das Gute!]. Eine Verschwörung deshalb, weil es sich aus dem Geheimen einfach wirkungsvoller arbeiten lässt. Die Gegner – die Verlust- und Angstgeschichten vor dem Wandel/der Zukunft – sind mächtig. Aber wir können ihr Fundament langsam unterwandern, bis die Trutzburgen der Angst und Verunsicherung von den Bewohnern freiwillig aufgegeben werden. Weil sich das Leben auf der grünen Wiese einfach schöner und geselliger gemeinsam feiern und gestalten lässt.